Hallo Janine, seit unserem letzten Gespräch ist nun schon ein Jahr vergangen. In dieser Zeit hast du bestimmt einiges erlebt und gelernt? Welche Bereiche hast du denn letztes Jahr kennengelernt?
Also, mein Ausbildungsplan umfasste neben den Theoriewochen in der Berufsschule viele Praxiseinsätze auf dem Vorfeld und im Büro. Nach einem kurzen Einblick in das Controlling des Bereichs Informations- und Kommunikationstechnik war ich zwei Monate in der Personalabteilung eingesetzt. Anschließend habe ich erneut im Aviationbereich in Tegel gearbeitet. Dort habe ich auch mein Permit, also meine Erlaubnis, für das Marshalling erneuert und war im Früh- und Spätdienst im Follow-Me-Fahrzeug unterwegs. In der Verkehrsplanung und im Airport Control Center habe ich dann das Gebiet der Ressourcenplanung kennengelernt.
Im Sommer habe ich im Urlaub in Thailand die nötige Energie getankt, um fit in die Fachschulungen zu starten: In Ausbildungskooperation mit einem Bodenverkehrsdienstleister haben wir in Schönefeld über mehrere Wochen Schulungen für Operations, also Flugzeugabfertigung und Frachtabfertigung durchlaufen. Dort haben wir unter anderem gelernt, wie man ein Load- und Trim-Sheet erstellt, eine sichere Ladeplanung macht, wie Gefahrgut gehandhabt werden muss und – ganz wichtig auch für die bald anstehenden Abschlussprüfungen – Frachttarife berechnet.
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Im Herbst bin ich dann gleich in die dazugehörigen Praxiseinsätze gestartet. Spannend fand ich, dass jeder Tag immer etwas anders ist. Da muss mal ein Tier mit an Bord und mal ein Passagier mit Flugangst beruhigt werden. Fliegt er dann doch nicht mit, muss sein Gepäck wieder ausgeladen werden. In dem Einsatz habe ich auch die Besonderheiten und Unterschiede der jeweiligen Airlines an den beiden Flughäfen Schönefeld und Tegel kennengelernt, zum Beispiel haben die Low-Cost-Carrier viel kürzere Turnaround-Zeiten, also die Abfertigungszeit zwischen Landung und erneutem Start. Anfang dieses Jahres habe ich auch noch die operative Arbeit der Flughafensicherheit kennengelernt und jetzt gerade bin ich mal wieder im Büro, um genau zu sein, im Rechnungswesen.
Das ist ja wirklich abwechslungsreich. Was macht dir denn mehr Spaß, Büroarbeit oder operative Tätigkeiten?
Auch wenn beide Seiten, also die kaufmännischen Einsätze und die luftverkehrsspezifischen Tätigkeiten, für die LVK-Ausbildung (Luftverkehrskauffrau/-mann) sehr wichtig sind – mich fasziniert Luftverkehr sehr und so gefallen mir vor allem die Einsätze, die mit dem operativen Flughafenbetrieb zu tun haben. Gerade die Verkehrsplanung fand ich sehr interessant. Man hat keinen Schichtdienst und arbeitet im Büro, hat aber trotzdem direkt mit dem Luftverkehr zu tun. Dort werden alle Flüge anhand der geplanten Zeiten disponiert und den entsprechenden Flugzeugabfertigungspositionen und Check-in- und Abflugbereichen zugeordnet. Gerade in Tegel mit über 20 Millionen Passagieren im Jahr 2014 ist eine genaue Verkehrsplanung besonders wichtig. Die beschränkten Ressourcen müssen ja optimal ausgenutzt werden.
Kannst du unseren Lesern kurz erklären, was eigentlich im Hintergrund passiert ist, wenn ein Flug dann doch mal Verspätung hat?
Das habe ich im ACC, also im Airport Control Center gelernt: Die geplanten Daten sind für alle Flüge von der Verkehrsplanung in den Systemen hinterlegt. Wenn nun eine Information eingeht, dass ein Flug Verspätung hat oder sonstige kurzfristige Änderungen auftreten, dann ist es die Aufgabe des ACC, die Planung entsprechend anzupassen. Wenn ein Flug zum Beispiel nicht pünktlich starten kann, die Position aber nach Plan direkt anschließend von einem ankommenden Flug genutzt werden sollte, muss natürlich schnellstmöglich umgeplant werden. An der Stelle schloss sich für mich auch der Kreis, da ich sowohl in die Verkehrsplanung als auch in das ACC Einblick bekommen habe.
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Reist du eigentlich privat auch viel mit dem Flugzeug?
Ja, gerade im letzten Jahr, habe ich viele Wochenendtrips, z.B. nach Rom und London gemacht. Ich sehe das Fliegen jetzt mit ganz anderen Augen als früher und achte auf die ganzen Details. Wenn man weiß, welche Hintergründe und Tätigkeiten erforderlich sind, um einen pünktlichen und sicheren Abflug zu gewährleisten, hat man auch als Passagier einen anderen Blick auf diese Sachen.
Was gab es denn eigentlich Interessantes bei deinen Einsätzen im Büro?
In der Personalabteilung durfte ich mich um die Vorbereitung und Organisation des Zukunftstages kümmern, bei dem interessierte Schüler zur beruflichen Orientierung Einblicke in unsere technischen Berufe bekommen haben und einen Schnuppertag in unseren Werkstätten mitmachen konnten. Hier galt es, Absprachen mit den Fachabteilungen und Ansprechpartner zu treffen, das Catering zu organisieren und Einladungen vorzubereiten.
Spannend war auch, dass ich an Bewerbungsgesprächen für den neuen Ausbildungsjahrgang teilnehmen durfte. Noch vor drei Jahren habe ich mich selbst beworben und nun durfte ich mit auf der anderen Seite des Schreibtisches sitzen.
Was macht die Berufsschule?
Dort stehen weiterhin die theoretischen und kaufmännischen Grundlagen im Vordergrund, so umfasst der Unterricht z.B.: Geschäftsbriefe schreiben im Deutschunterricht, englische Fachbegriffe im Luftverkehr, in Verkehrsgeographie die 3-Letter-Flughafencodes der ganzen Welt lernen, in Wirtschaft die Grundlagen der Betriebswirtschaft und die Themen Buchhaltung und Kosten-Leistungs-Rechnung im Fach Rechnungswesen lernen.
Kursfahrten haben wir auch gemacht: Unter anderem nach Leipzig zur Besichtigung des DHL-Hubs und nach Hamburg zur Besichtigung der Airbuswerke.
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In der Tat, ich bin mitten in den Prüfungsvorbereitungen. Ende April finden die schriftlichen Prüfungen statt und die mündlichen schließen sich dann später an. Hierfür sind sowohl die Inhalte aus der Berufsschule als auch aus den Fachkursen und die Erfahrungen der operativen Einsätze relevant. Für die länger zurückliegenden Inhalte, wie Buchung & Verkauf, bekommen wir auch noch mal einen Refresherkurs.
Dann bleibt mir nur, dir schon mal viel Erfolg für deine Prüfungen zu wünschen!