Wer am Flughafen Tegel (TXL) schon einmal den Verkehr auf dem Vorfeld beobachtet hat, fragt sich vielleicht, wie diese enorme Verkehrslast überhaupt noch bewältigt werden kann. Interessierte Studierende hatten am 19. November im Rahmen der Airport Campus-Veranstaltung Antworten auf diese und viele weitere Fragen zum operativen Betrieb in TXL erhalten. Ich habe mich unter die Zuhörer gemischt und mir einen Eindruck von der Vorlesungsreihe verschafft.
Über 60 Teilnehmer, unter ihnen Auszubildende des OSZ Königs Wusterhausen und Studierende der TU Berlin und der TH Wildau, haben gerade ihre Plätze eingenommen als Lutz Tilgner, Verkehrsleiter TXL, und Katy Krüger, Leiterin Terminal TXL, die Veranstaltung eröffnen. Unter dem Titel „Tegel unter Volllast“ berichten sie, wie „die große Familie in Tegel“ Tag für Tag zehntausende Passagiere und hunderte Flüge abfertigt. Über die Jahre konnte TXL ein beachtliches Verkehrswachstum verzeichnen. Während das 1974 erbaute Terminal für ca. 2,5 Mio. Passagiere pro Jahr ausgelegt war, nutzten im vergangenen Jahr rund 18,2 Mio. Passagiere den Flughafen. Die Kapazität wurde über die Jahre hinweg erweitert, stoßen jedoch an verschiedenen Stellen immer wieder an Grenzen. Fakt ist, die Nachfrage in TXL ist heute in Spitzenzeiten größer als die vorhandene Kapazität. Die Referenten erläutern, wie mit vertrauensvoller Zusammenarbeit aller Beteiligten Abteilungen, Unternehmen und Behörden, immer wieder erfolgreiche Lösungen für auftretende Kapazitätsprobleme gefunden werden. So spielt auch die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen am Flughafen Schönefeld, gerade bei außergewöhnlichen Vorkommnissen, stets eine große Rolle. Zum Beispiel musste TXL am 8. November aufgrund einer Sicherheitslandung für kurze Zeit geschlossen und 17 Flüge nach Schönefeld umgeleitet werden. Während die Kollegen in TXL den mit dem Vorfall an sich im Zusammenhang stehenden Prozesse durchführten, hatten die Schönefelder Kollegen ebenfalls alle Hände voll zu tun, um den unerwarteten zusätzlichen Verkehr abzuwickeln.
In TXL gilt es, die vorhandenen infrastrukturellen Ressourcen optimal auszunutzen, die in die Jahre gekommenen Anlagen und Systeme am Laufen zu halten und diverse Betriebssicherungsmaßnahmen umzusetzen. Nur mit „extremer Teamleistung“ gelingt es, trotz Kapazitätsbeschränkungen des Start-/Landebahnsystems und des Terminals, alle Flüge zu koordinieren und dann – auch bei Schnee und Eis oder kurzfristigen Störfällen – jederzeit sicher und möglichst zuverlässig, pünktlich und serviceorientiert abzufertigen.
Man darf davon ausgehen, dass die Zuhörer, die einen Ausbildungsweg mit Bezug zum Luftverkehr gewählt haben, nicht nur mit vielen detaillierten Hintergrundinformationen und Erkenntnissen nach Hause gegangen sind. Vielmehr haben sie durch die leidenschaftliche Schilderung der komplexen Problematiken hoffentlich eine Bestätigung für ihren beruflichen Werdegang im Luftverkehr erhalten. Denn bei den Referenten war das „Kerosin im Blut“ jedenfalls wirklich zu spüren.
Wer dieses Mal nicht dabei sein konnte, sollte sich die noch anstehenden Vorlesungen im Dezember und Januar keinesfalls entgehen lassen.